Zwei
Abende im Juli, zweimal Sommer, Sonne und Hitze pur! Zweimal Vorbereitungen
unter erschwerten Bedingungen:
Am
Samstag, dem 12. Juli, war das erste Performance-Dinner (das zweite folgte am
19.7.) zur Klaus-Fußmann-Ausstellung im Oberhessischen Museum Gießen geplant.
Am Tag zuvor hatten noch die finalen Aufbauarbeiten für die Dalip-Vernissage in
der Gießener Galerie am Dom angestanden. Und ich mittendrin: Bilder aufhängen,
Skulpturen vermessen, Preisschilder ausdrucken etc. Dann noch eine Führung
durch die kleine Plockumenta-Ausstellung in der Plockstraße. Das hieß dann
Nachtschicht für die Essensvorbereitungen.
Glücklicherweise
waren beide Samstage selbst gar nicht so stressig – das lag vor allem auch an
meinem italienischen Küchenassistenten, Edoardo Novelli, den ich bei dem
Festival Tanzart Ost West kennen
gelernt hatte.
Beide
Abende waren ausgebucht, und sie begannen mit einem angenehmen Gefühl des
Aufgeregtseins (so wie beim allerersten Dinner). Die Aufregung legte sich aber
schnell zu einem Glass Valentin Frizzante Rosé Sekt mit Rosensirup und
-blättern.
Auf
der eingedeckten Tafel fanden sich Brötchen mit Sonnenblumenkernen und Polenta,
auf die eine Gewürztagetes gesteckt war. Dazu gab es eine Kräuterbutter mit
Petersilie, Koriander und Estragon.
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Die Dinner-Tafel |
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Polenta-Sonnenblumkernbrötchen mit Tagetes |
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Kräuterbutter |
Zu den
üppigen Pflanzenbildern an der Wand entwickelte ich auch den Rest des Menüs mit
Blumenelementen. Der Bauerngarten, den Fußmann an seinem Haus in Gelting hat,
inspirierte mich zu folgendem Menü:
Als
Gruß aus der Küche gab es ein gefülltes Ei mit Tomate auf Kapuzinerkresseblüte
und -blatt.
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Gefüllte Eier |
Der
erste Gang bestand aus einem Tukmaria-Pudding, also gequollenem Basilikumsamen,
in püriertem Basilikumwasser. Dazu eine Maiscreme, rohen Zucchinisalat mit
Ziegenquark und Bohnen.
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Tukmariagang mit Zucchini |
Der
Fischgang erinnerte an den Frühling. Es war ein Flusskrebssalat mit Apfel, der
von fächerförmig abgedeckten, eingelegten Rettichscheiben bedeckt war und aus
dem violette Hornveilchen sprossen.
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Flusskrebssalat mit Rettich |
Nun
war es an der Zeit, dass Edoardo Novelli sich seiner wahren Begabung zuwandte.
Er ist nicht nur ein erfahrener Koch, sondern auch ausgebildeter Balletttänzer
und war bis vor kurzem Mitglied im Tanz-Ensemble des Giessener Stadttheaters.
Zwischen zweitem Gang und Hauptgericht warf er sich in sein Kostüm: Er trug
weißes Makeup in seinem Gesicht auf, zog ein schwarzes Kleidchen und Ballerinas
an und begann, mit dem Publikum zu spielen. Erst agierten die Teilnehmer nur
zögerlich mit dem Tänzer, doch schwand die Scheu schnell. Zum zweiten Lied ließ
Edoardo sich das Kleid vom Leib ziehen und tanzte eine klassische Sequenz; am
zweiten Abend gab er an dieser Stelle ein Stück von Edith Piaf zum Besten. Auch
für mich waren beide Einlagen sehr spannend, hatte ich ihm doch für die
Erarbeitung der Szenen carte blanche gegeben.
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Edoardo Novelli |
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Edoardo Novelli |
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Edoardo Novelli |
Nach
diesem begeisternden Zwischenakt gab es als Hauptgang marinierte, entbeinte
Hühnerschenkel in Aprikosenmarmelade und Worcestershiresauce, dazu frische und
getrocknete Thymian-Aprikosen, Erdnusskrokant mit Röstzwiebeln und eine durch
Zitronenöl frisch gehaltenen Munstercreme.
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Huhn mit Aprikosen |
Der
süße Abschluss bestand aus einer Erdbeervariation mit Kamillengelee, Suppe und
dazu eine Honig-Milch-Granita.
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Erdbeervariation mit Kamille |
Mit den Pralinen schlossen
wir den Kreis und servierten wieder etwas auf Rosen-Basis: Gin-Gurkentrüffel
mit Rosenwasser und kandierten Rosenblättern.
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Gin-Rosen-Trüffel |