Samstag, 11. Februar 2012

Janos-Schaab-Performance-Dinner

Die Bananenkisten sind gepackt, das Rollwägelchen vom Weinhändler ausgeliehen und der Wagen steht vor der Tür. Mein erstes Performance-Dinner in Sachsenhausen wird schon in wenigen Stunden beginnen. Abgesehen davon, dass ich denke, irgendetwas Wichtiges nicht eingepackt zu haben (die Jakobsmuscheln, das Dessert), geht es mir sehr gut und ich bin gespannt auf die geladenen Gäste, deren Namen ich noch nicht einmal kenne.

Mit Navigationssystem (nur um auf Nummer sicher zu gehen) fahren wir Richtung Frankfurt und ich bin erstaunt, warum uns das Gerät in der Frankfurter Innenstadt kreuz und quer durch Seitenstraßen schleust...

Gegen fünf Uhr kommen wir in der Schulstraße an. Hier befindet sich Janos Schaabs Atelier, in dem das heutige Essen stattfinden wird. Grund dafür ist, dass Schaab zu Beginn des Neuen Jahres von der Galerie Wagner + Marks ins Programm aufgenommen wurde. Und da die Galeristen bei dem letzten Elvira-Bach-Performance-Dinner im Oberhessischen Museum zu Gast gewesen sind und sehr angetan waren, kam ich ins Spiel für diese Feierlichkeit.


Die Idee war, die bekannten Ikonen und Gebäude, die man in anderer Form bei dem ungarischen Künstler findet (seien es Audrey Hepburn, Grace Kelly oder das New Yorker Guggenheim) zu einem Essen in Schwarz-Weiß zu übersetzen. Mir war es wichtig, genau wie in den Bildern einen Ton für das Essen zu finden, der das Besondere widerspiegelt, die Referenzen zu bekannten Gesichtern beziehungsweise bekannten Gerichten macht, aber doch ganz anders wirkt; sei es durch gepixelte Malerei oder die Verwendung eines anderen Gewürzes oder das Spiel mit der Optik eines Gerichts, das dann ganz anders schmeckt als erwartet.



Kaum im Atelier angekommen, machen wir uns daran, die Tische einzudecken und im Atelier nebenan (hier arbeitet normalerweise Fabian Thiele an seinen Buchstaben-Installationen) die Küche herzurichten. Zwei kleine Tische und eine externe Herdplatte später ist auch schon fast die Behelfsküche aufgebaut. Ein letzter prüfender Blick und ein schnelles Ordnen der vielen Marmeladengläser (die nun aber mit Mascarponecreme, Ziegenfrischkäse und Olivenpaste gefüllt sind) und es kann beginnen.




Die ersten Gäste treffen ein, der Bouvet Chardonnay wird geöffnet und allseits herrscht gute Laune.




Nach den kurzen einleitenden Worten von Herrn Marks spreche ich über die Idee der Performance-Dinners, worauf sich das Amuse Bouche anschließt - nicht in Schwarz-Weiß, wohl aber hell und dunkel (ein paar Freiheiten muss man sich schließlich lassen). Es gibt Scheiben vom Rinderfilet, das drei Tage in einer Marinade aus Maldonsalz, Muscovadozucker, gehäckselter Sellerieknolle, Orangenschale und Rosmarinnadeln mariniert hat und nun in dünnen Scheiben, von einem Löffel Selleriesalat gekrönt, serviert wird.



Als eigentlichen ersten Gang gibt es eine gebratene Jakobsmuschel auf getrüffelter Mascarpone. Die Gäste scheinen begeistert zu sein und ich bekomme lobende Worte, während ich Bouvet nachschenke und dann die leergeputzten Teller einsammle.

Zum Hauptgang servieren meine treue Küchenhilfe Gudrun und ich eine Calamari-Roulade mit Garnelenfüllung und Sepiavinaigrette. Wir ernten erstaunte Blicke, dann ein Schmunzeln um die Mundwinkel, bevor die Gäste zu ihrem Besteck greifen.

Mit längeren Pausen zwischen den Gängen können auch wir im Schein der Neonbuchstaben von Fabian Thiele die einzelnen Gerichte testen, die Töpfe auskratzen und einen Schluck trinken. Es macht großen Spaß zwischen der improvisierten „Küchensituation“ im bunten Neonschein und den schwarz-weißen Gemälden hin und her zu wechseln.

Als nächstes servieren wir Ziegenfrischkäse mit Roter Bete und einer schwarzen Olivenglasur, gefolgt von einer Bitterschokoladen-Brûlée mit Joghurtmousse und einem kleinen Schoko-Quittenbrot.

Die Teller werden ratzeputz aufgegessen und zum Kaffee kommen wir beide dann aus der „Küche“ und setzen uns noch zu den Gästen dazu. Wir trinken Kaffee und Wein, verteilen noch einen Trüffel mit einer Earl-Grey-Lychee-Ganache und sind erstaunt, dass die Leute Sitzfleisch auf den Bierbänken zeigen. Wir deuten das als gutes Zeichen!

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