Sonntag, 25. März 2012

An American Kitsch Factor - Jeff Koons

Es ist Freitag und ein warmer Frühlingstag geht in einen angenehm kühlen Abend über. Die Fenster können aufbleiben und das Aroma von Popcorn, Knoblauch und Salbei wird so auch die Nachbarschaft verzaubern.

In kleiner Runde sind heute sieben Leute zu einem Performance-Dinner in meiner Wohnung verabredet. Jeff Koons, einer der bekanntesten zeitgenössischen amerikanischen Künstler, steht Pate. Titel der Veranstaltung ist An American Kitsch Factor in Referenz zu all den seichten Fernsehsendungen wie X Factor, die sich immer wieder selbst kopieren und doch von so vielen geschaut werden. Koons, der Grand Master des Kopierens und Sich-Aneignens, der von Alltagsgegenständen bis hin zur kitschigen Skulptur, von Werbung zu Mode alles verwurstet und aufbläst, glänzender macht und alles zu seiner eigenen Schöpfung erklärt, ist ideal, um meine amerikanische Reihe zu starten.

Fast aus all seinen Schaffensperioden gibt es geeignete Werke, die zusammen ein Vier-Gänge-Menü ergeben.



Basierend auf I Could Go for Something Gordon’s, 1986, einer Gin-Werbung, die Koons sich angeeignet hat, und dem Bild Lips aus dem Jahr 2000 habe ich den Aperitif und das Amuse bouche zubereitet. Es gibt einen Bitterorangen-Marmeladen-Cocktail mit salzigem Popcorn, das mit Curry, Zimt und Cumin verfeinert ist.



Als Vorspeise, die sich thematisch an das Bild Bread with Egg (1995-97) anlehnt, gibt es Toastkrumen aus selbstgemachtem Sauerteigbrot mit gerösteten Mandelblättchen, dazu eine Reduktion aus Sherryessig und Honig, ein pochiertes Ei mit Orangenöl und als weitere Beigabe eine Popeye-Vichyssoise. Diese ist durch die Popeye-Reihe angeregt worden, die Koons 2003 konzipiert hat. Nach dem sehr gehaltvollen Cocktail ist das genau das Richtige, um etwas von dem Alkohol aufzusaugen.


Gefolgt wird dieser Gang von Not So American Fries mit einem aufgemixten Knoblauchpudding. Die Fritten bestehen aus Kichererbsenmehl mit Milch und sind mit gemahlenem Fenchel gewürzt. Passend dazu eine der ersten Arbeiten, die Koons ausstellte: Nelson Automatic Cooker/Deep Fryer, 1979 aus der Reihe The Pre-New.


Der Hauptgang besteht aus Schweinelende, langsam in Butter geschmortem Fenchel, Grapefruit-Segmenten, einem Salbeigelee und knusprigen Schweineschwarten-Chips und hat seinen künstlerischen Ursprung in der Skulptur Ushering in Banality (1988), die kleine Putten um ein großes Schwein zeigt.



Seit den 2000er Jahren hat Koons vermehrt Süßigkeiten und Desserts in seinen collagenhaften Bildwelten untergebracht. Dort lässt sich zwar meines Wissens nirgends ein Cheesecake finden, doch ist der Blaubeer-Käsekuchen für mich ein Synonym für amerikanische Back-Kultur. Deshalb gibt es zum Dessert einen Käsekuchen mit separaten Trockenmilch-Streuseln und einem Blaubeerkompott, dessen florale Note noch durch den Hauch von einem Earl-Grey-Gelee unterstrichen wird.


Vollgegessen und zufrieden, mit viel lustiger Unterhaltung ist es nun schon nach Mitternacht geworden. Das Betthupferl lässt nicht lange auf sich warten und so bekommen die Gäste ein luftiges quadratischen Kissen in Pink vorgesetzt: Ein selbst zubereiteter Erdbeer-Marshmallow, der ganz ohne künstliche Geschmacksverstärker komplett so schmeckt, als würde er abgepackt aus der Tüte kommen. Die Gäste sind begeistert. Ich übrigens auch!


Sonntag, 18. März 2012

Montag, 5. März 2012

Schwarz/Weiß-Performance-Dinner zur Leica-Ausstellung II & III

Nachdem ich bereits im vorangegangenen Blogeintrag das Menü besprochen habe, möchte ich heute auf zwei Fotografien aufmerksam machen, die für mich die edlen Aspekte der Speisen versinnbildlichen:

Hochzeitsempfang der Kennedys, Newport, 1953 und Grace Kelly, New York, 1956, beide von Lisa Larsen, sind nicht nur meine Lieblingsbilder der Leica-Ausstellung, sondern auch visueller Konterpart zur Blumenkohlcreme mit marinierten Austern und Tukmaria-Kaviar; alter Hollywood-Glamour, schmeichlerisch und einer kleinen Fälschung nicht abgeneigt, umfassen diese Bilder meine Konzeption des Schwarz/Weiß-Menüs perfekt.


Lisa Larsen: Hochzeitsempfang der Kennedys, Newport, 1953

Lisa Larsen: Grace Kelly, New York, 1956


Hier einige Eindrücke zu den Abenden vom 25. Februar und 3. März 2012 im Oberhessischen Museum!

Die "Küche"


Intro






Der dritte Abend am 3. März

Sauerkraut mit Quitte und Blutwurst als Amuse

Die Küchenhelfer



Action-Shot

Beim Erläutern eines Ganges

Das Dessert: schwarz/weiß vor schwarz7weiß


Ein Berg an Pancetta-Trüffeln mit Sherry und Ahornsirup