Montag, 19. Dezember 2016

James Rizzi "My New York City" Performance Dinner

So viel ist in den letzten Wochen passiert – die Auszeichnung der Kultur- und Kreativpiloten brachte mich nach Berlin. Diverse Zeitungsartikel folgten und an Aufträgen für 2017 sind schon einige Eisen im Feuer.
Außerdem gab es eine Premiere: An den beiden vergangenen Samstagen fand erstmals ein Performance Dinner in der Stadtgalerie von Bad Soden statt. Der Künstler, der dort von der Galerie am Dom ausgestellt wird, ist kein geringerer als der leider viel zu früh verstorbene James Rizzi. Vor allem seine 3D-Grafiken erfreuen sich großer Beliebtheit bei Jung und Alt. Der kindlich-naive Malstil, das wilde Treiben der Wuselbilder drückt exzellent das Großstadtleben der Metropole New York aus, in der Rizzi geboren wurde und auch verstorben ist.
In Anbetracht der Jahreszeit kamen neben den amerikanischen auch ein paar weihnachtliche Elemente hinzu. So kredenzte ich zu Beginn des Abends inmitten der Bilder zunächst einen Advents-Punsch mit Rum, Pfirsichlikör, Earl Grey sowie einem Würzsirup mit Zimt, Sternanis und Nelke. Dieser Starter basierte auf dem mittlerweile schon vergriffenen Rizzi-Unikat „It’s a Party“. Dazu reichte ich eine kleine Portion Popcorn, das mit Zimt, Kumin und Koriander sowie Parmesan gewürzt war.

© James Rizzi: It's a Party 
Weihnachtspunsch
Der Gruß aus der Küche bestand aus einem geeisten Karottenlollipop, der mit gepufftem Buchzweizen, Frühlingszwiebel und Garam Masala verfeinert war und eine Referenz an das Bild "Lollypop Kids" darstellte.

© Brigitte Kramer für das Höchster Kreisblatt 
© James Rizzi:Lollypop Kids 
Der erste „richtige“ Gang beschäftigte sich mit dem Werk „School Daze“, das eine Schulszene darstellt. Passend zu dem Pop Art-Titanen Andy Warhol, dessen Werke von der Galerie am Dom auch schon einmal in Verbindung mit Rizzis Arbeiten gezeigt worden sind, musste ich an Campbells Tomatensuppe denken und daran, dass Kinder nach der Schule in Amerika als Snack einen Teller dieser Suppe mit einem gegrillten Käsesandwich serviert bekommen. Das setzte ich um als eine klare Tomatenbrühe, in der geschälte mehrfarbige Cocktailtomaten schwammen; dazu gab es ein gegrilltes Briochesandwich mit würzigem Cheddar.

© James Rizzi:School Daze 
Die geschälten Tomaten warten auf die Brühe
Seit Rizzis plötzlichem Tod an Weihnachten 2011 sorgt sein Management dafür, dass die bereits fertig gestellten Zeichnungen von seinem Mitarbeiter-Team weiterproduziert und auf den Markt gebracht werden. Daher existiert in der Ausstellung ein Raum mit neuen Pigmentdrucken auf Leinwand. Hier findet man auch die Arbeit „Kissie Fishie“, die Pate für den Fischgang stand. In diesem küssten sich nicht zwei Fische, sondern es trafen sich Kabeljau und Garnelen als Fischterrine mit gebratenen Krustentieren und einem dick eingekochten Krustentierfond mit Sahne und Pernod.

© James Rizzi:Kissie Fishie 

Kabeljauterrine mit Garnelen
Auch der Hauptgang beschäftigte sich mit einer Leinwandarbeit. Die berühmten Rizzi Birds, die der Künstler auch so gerne bei Signierstunden auf Plakate und in Bücher in Windeszeile zeichnete, tauchen immer wieder in Rizzis Werk auf.  Diese Referenz verarbeitete ich zu dem ultimativen New Yorker Fastfood-Gang – allerdings viel köstlicher, als jede Schnellimbisskette das machen könnte. Es gab ein deep fried chicken, mariniert in Zwiebeln, Milch und Ketchup, dazu eine Scheibe Eisbergsalat mit Staudensellerie, Radieschen, Bacon und Roquefort sowie einem wunderbar sämigen Buttermilch-Mayonnaise-Dressing.

© James Rizzi:Birds of a Beautiful Color 
Frittiertes Huhn mit Eisbergsalat
Die Stimmung an beiden Abenden war richtig ausgelassen, und sehr schnell gab es wieder tischübergreifende Gespräche über die Kunst, das Leben, Weihnachten usw.

© James Rizzi: Christmas with the Family 
Das süße Finale basierte auf dem Werk „Christmas with the Family“. Hier servierte ich ein Gingerbread mit Rumcreme und Schokolade, dazu eine in Ingwer pochierte Birne und Granatapfelkerne. Auch die Birnen hat Rizzi gerne in seinem Werk vorkommen lassen (siehe „A Pair of Pears“).

Gingerbread mit Rumcreme und pochierte Birne
© James Rizzi:A Pair of Pears 
Und anstelle des bekannten Schokotrüffels rundete dieses mal ein sehr amerikanischer Marshmallow mit Cranberry das gelungene Menü ab.

Craberry-Marshmallow
Wenn 2017 mit ähnlich herausragendem Essen beginnt, dann kann nichts mehr schief gehen!

Ich wünsche allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr – auf dass wir uns mit großem Appetit wieder in 2017 treffen!

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Kreativpilot 2016



Ein großes Danke schön an das u-Institut für diese wunderbare Auszeichnung - ich fühle mich sehr geehrt und freue mich auf neue Herausforderungen!



Donnerstag, 1. Dezember 2016

Zweiter Termin für James Rizzi-Performance Dinner




Das nächste Performance Dinner wird Samstag, den 17. Dezember 2016 um 19.30 Uhr in Bad Soden (Taunus) stattfinden. Das Menü ist anlässlich der Ausstellung „My New York City“ den Werken des Künstlers James Rizzi gewidmet.

Basierend auf den Arbeiten des Künstlers wird in der Stadtgalerie im Badehaus (Alter Kurpark) Bad Soden ein farbenfrohes Vier-Gänge-Menü zubereitet. Das Dinner bedient sich dabei der bunten Bildsprache des Künstlers. Ferner wird besonders Bezug auf New York und seine multikulturellen Einflüsse genommen, aber - passend zur Jahreszeit - auch auf weihnachtliche Elemente!

Das Dinner ist nicht vegetarisch.

Die Teilnehmerzahl ist auf 18 Personen begrenzt.

Der Preis liegt bei € 75,- pro Person (inkl. aller Getränke).


Anmeldung unter: info@rolfcooks.com 

Über das Performance Dinner


When is food art?
Always, if the person eating or cooking it or serving it allows it to be in their 
mind.
Todd Selby und Grant Achatz im Gespräch: Edible Selby

Ein Leben ohne Kunst, Essen und Kochen ist möglich, aber sinnlos. Die Freude, die ein jeder dieser Aspekte geben kann – sei es für einen selbst oder gemeinsam mit Freunden und Familie – ist mit nichts anderem vergleichbar. Die Beschäftigung mit Kunst schärft den Geist und lässt den Zuschauer auf eine gedankliche Reise durch Zeit und Raum wandern: Was hat sich der Künstler /die Künstlerin dabei gedacht, was löst das Werk in einem selbst aus, was hätte man selbst vielleicht anders gemacht ... Genauso verhält es sich auch mit Essen und Kochen. Man ist neugierig, probiert Neues aus, kocht aber auch immer wieder seine Leibspeisen, ändert diese leicht ab, lernt durch neue Rezepte hinzu und eignet sich neue Ideen an. Wie schon im oben angeführten Zitat zum Ausdruck gebracht, sind Essen und Kochen eine Kunstform, wenn man sich gedanklich darauf einlässt und der künstlerisch-kulinarischen Fantasie keine Grenzen setzt. Alles kann zur Inspiration werden und Kunst, Essen und Kochen einen gemeinsamen Nenner geben: Genuss!
Meine Performance Dinner entstanden ab 2010 als neuer Aspekt der Eat Art. Zeitgleich mit dem Beginn der Performance Dinner-Reihe setzte der Boom der Guerilla-Restaurants ein. Diese wurden meist von freischaffenden Personen aus dem Kunstbereich organisiert, die ihre Ateliers oder Wohnzimmer einmal in der Woche zu Restaurants mutieren ließen. Obwohl ich die Idee spannend fand, an einem fremden Ort zu essen, wurde in den Guerilla-Restaurants doch fast stets nur gut gemachte Hausmannskost aufgetischt. Genauso wie bei Daniel Spoerri, dem Erfinder der Eat Art, standen eher das außergewöhnliche Event sowie das Zusammentreffen fremder Personen im Vordergrund. Obwohl dies auch für mich die Hauptdarsteller waren, wollte ich noch zwei weitere Ebenen hineinweben: die der „feineren“ Speisen und die der Kunst!
Zwei Künstler beeinflussten die Weiterentwicklung meiner Performance Dinner in den folgenden Jahren: der Amerikaner Gordon Matta-Clark und der Taiwanese Rirkrit Tiravanija. Der Architekt und Künstler Matta-Clark betrieb mit seiner Partnerin und weiteren Helfern Anfang der 1970er Jahre ein Restaurant in New York. Dieses war darauf ausgelegt, dass Freunde und Bekannte beim Kochen mithalfen oder gar für eine gewisse Zeit die Chefposition einnahmen (und dafür die Erlöse des Restaurants erhielten). Tiravanija auf der anderen Seite ist ein Peformance Künstler par excellence, der in den 1990er Jahren mit seinen Thai Green Curry-Performances bekannt wurde. Hierbei erhielt er von Galerien Zugang zu Ausstellungsräumen, aber statt Gemälden, Skulpturen oder anderen Arbeiten stellte er Tische, Kochzutaten und Rezepte aus. Er bereitete mit den Gästen ein Curry zu, das sie gemeinsam verzehrten und dabei über Gott und die Welt – inklusive Kochen und Kunst – sprachen. Auch bei meinen Performance Dinners steht der Kontakt zwischen den Menschen, die gemeinsam kochen und essen, im Vordergrund. Dabei werden Speisen serviert, deren Kreation von Künstlern und ihren Werken beinflusst wurde, aber auch biografische Elemente mit einbeziehen.  Da wären zum Beispiel die Radieschen die man öfters als Bildelement in Elvira Bachs Gemälden findet, die ich als Dessert mit Rührkuchen und Marzipan nachstelle, oder ein Schokoladendessert mit Avocado und Limette, welches optisch und farblich ein Otto Piene Rauchbild widerspiegelt.

Die Performance Dinner finden an „essfremden“ Orten statt, nämlich in Museen und Galerien. Dort gibt es meist keine Küchen – wenn man Glück hat, steht aber immerhin ein Kühlschrank vor Ort und ein Spülbecken. Ich koche also auf kleinen Flächen, rücke mit Koch- und Warmhalteplatten an, habe zwei Tische, die zum Anrichten herhalten müssen und viele Bananenkisten zum Verstauen. Seit sechs Jahren veranstalte ich nun eigene Performance Dinner – vom ersten als museumspädagogischem Begleitprogramm zur Ausstellung Manna von Rosa Loy bis zum letzten über Pop Art, Lori Hersberger, David Lynch, Picasso u.v.a. –, von denen nun erstmals ausgewählte Rezepte von sechs Performances erscheinen und Lust machen sollen, Kunst kulinarisch zu erfahren. Den einzelnen Rezepten sind jeweils Biografien der Küstler und Künstlerinnen vorangestellt, die als Inspirationsquelle gewirkt haben, um die Verbindung zwischen ihnen und den von mir entwickelten Speisen zu veranschaulichen. Es ist genau diese Verbindung aus fremder Kunst, einer zusammengewürfelten Gruppe an interessierten Menschen, küchenfernen Ess-Orten und spannenden Gerichten, die die Performance Dinner zu einem vielfältigen und spannenden Projekt machen.

Samstag, 26. November 2016

Kreativunternehmer aus Gießen erhält Auszeichnung der Bundesregierung

Die Bundesregierung zeichnet einmal im Jahr 32 Kreativunternehmen mit dem Titel „Kultur- und Kreativpiloten Deutschland“ aus. Zu den Preisträgern gehört auch der Gründer des „Performance Dinner“ aus Gießen. Die Titelverleihung fand am 23. November 2016 in Berlin statt.

Berlin, 24. November 2016 – Die Auszeichnung „Kultur- und Kreativpiloten Deutschland“ wird einmal im Jahr an Gründer und Gründerteams vergeben, die mit innovativen Geschäftsideen und Unternehmen, die Zukunft der Wirtschaft und unserer Gesellschaft mitgestalten. In diesem Jahr haben sich bundesweit über 600 Unternehmen um die Auszeichnung beworben.  
Mit der Frage, wie ein Picasso schmeckt, überraschte und begeisterte der Gießener Gründer Rolf Baltromejus die Jury. Bei „Performance Dinner“ treffen „EatArt“ und Guerilla-Restaurants zusammen und bilden eine einzigartige geschmacksintensive Mischung.

Die Titelverleihung fand am 23. November 2016 in Berlin im Postbahnhof am Ostbahnhof statt. Die Auszeichnungen wurden durch Brigitte Zypries, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, und Dr. Günter Winands, Ministerialdirektor bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, verliehen. Brigitte Zypries: „Die vielen Klein- und Kleinstunternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft bereichern uns mit ihren Ideen und ihrem Engagement. Die Auszeichnung „Kultur- und Kreativpiloten Deutschland“ würdigt einzigartige Unternehmerpersönlichkeiten aus der Branche und ihre besonderen Geschäftsideen. Ich beglückwünsche die diesjährigen Titelträger und wünsche ihnen viel Erfolg.“

Performance Dinner
Kochen als künstlerische Performance
Wie schmeckt ein Picasso? Welches Gewürz passt zu Gerhard Richter? Was für ein Gericht unterstreicht die Wirkung eines Bildes von Magritte? Rolf Baltromejus inszeniert Dinner in Museen oder Galerien. Seine „Performance Dinner“ sind die Kombination von Kunst,
kunstvollen Gerichten, küchenfernen Ess-Orten und einer Gruppe interessierter Gäste. Alles zusammen macht die „Performance Dinner“ zu einem auf vielen Ebenen spannenden Projekt.
Rolf Baltromejus hat sich in den vergangenen Jahren ausführlich mit der „Eat Art“ und zahlreichen Foodtrends beschäftigt und sich hierbei immer wieder Teile neuer Kochrichtungen angeeignet. Zur selben Zeit sind europaweit Guerilla-Restaurants immer beliebter geworden. Beide Entwicklungen kommen bei ihm zusammen, denn für Baltromejus steht nicht nur die
Idee im Vordergrund, an normalerweise essfremden Ort zu speisen. Ihm geht es – genau wie Daniel Spoerri, dem Erfinder der „Eat Art“ – um das Zusammentreffen der Dinnerteilnehmer. Kombiniert durch die künstlerische Ebene des Kochens, abgestimmt auf die Kunst an den besuchten Orten, inszeniert er eine einzigartige, geschmacksintensive Mischung.
„Ich freue mich sehr über die Auszeichnung sowie auf die Zusammenarbeit mit den Mentoren und den anderen Kreativpiloten. Ich wünsche mir spannende Gedankenstöße und Ideen für neue Betrachtungsweisen und Methoden zur Umsetzung meiner Ziele.“ Rolf Baltromejus,



Wer steckt hinter der Auszeichnung?
Organisator der Auszeichnung Kultur- und Kreativpiloten Deutschland ist das u-institut für unternehmerisches Denken und Handeln e. V. in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes. Förderer ist die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung, ein Projekt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Weitere Informationen 

Bilder und weitere kurze Unternehmensportraits zu den diesjährigen Titelträgern gibt es hier: http://kultur-kreativpiloten.de/titeltraeger-2016/Bilder von der Preisverleihung werden im Pressebereich zur Verfügung gestellt. Fotonachweis: Quelle:BMWi, Foto: Kathrin Heller 

Mittwoch, 16. November 2016

My New York City

LEIDER AUSGEBUCHT!


Das nächste Performance Dinner wird Samstag, den 10. Dezember 2016 um 19.30 Uhr in Bad Soden (Taunus) stattfinden. Das Menü ist anlässlich der Ausstellung „My New York City“ den Werken des Künstlers James Rizzi gewidmet.

Basierend auf den Arbeiten des Künstlers wird in der Stadtgalerie im Badehaus (Alter Kurpark) Bad Soden ein farbenfrohes Vier-Gänge-Menü zubereitet. Das Dinner bedient sich dabei der bunten Bildsprache des Künstlers. Ferner wird besonders Bezug auf New York und seine multikulturellen Einflüsse genommen, aber - passend zur Jahreszeit - auch auf weihnachtliche Elemente!

Das Dinner ist nicht vegetarisch.

Die Teilnehmerzahl ist auf 18 Personen begrenzt.

Der Preis liegt bei € 75,- pro Person (inkl. aller Getränke).


Anmeldung unter: info@rolfcooks.com 

Mittwoch, 28. September 2016

Karmakonto

Blick in die Ausstellung

Ein besonderes Highlight beim vergangenen Performance Dinner zur Karmakonto-Ausstellung war die Teilnahme des Künstlerehepaars Kristina Fiand und Ernst Groß. Beide stellten das Buch zu den Edekafrauen vor, das im nächsten Jahr erscheinen soll.

Kristina Fiand: Edekafrauen aus dem Jahr 2016
Mit 20 Teilnehmern starteten wir im Stadthaus am Dom Wetzlar in die Herbsaison. Eine gute Mischung aus Stammgästen und neuen Gesichtern gesellte sich um 19.30 Uhr in den Ausstellungssaal, in dem eine lange Tafel zwischen Edekafrauen, Desperate Housewives und Holzreliefs eingedeckt stand.
Nach einer Einführung in die Geschichte der Eat Art und der Performance Dinner übergab ich das Wort an Kristina Fiand, die mit viel Freude von ihrer Arbeit und den Kochkünsten ihres Mannes berichtete. Währenddessen tranken die Gäste einen Cocktail bestehend aus Tannennadel-Gin, Lindenblütentee, Apfelsaft und Orgeatsirup.

Kristina Fiand: Im Wald
Amuse Bouche: Shitake mit Erbspüree
Anschließend ging es los mit dem Festmahl. Während ich die Skulptur „Im Wald“ von Kristina Fiand vorstellte und auf die aus dem Kleid herauswachsenden Pilze hinwies, trugen meine Helfer den Gruß aus der Küche herein. Hierbei handelte es sich um einen gebratenen Shitakepilz mit Sesamöl und einem Erbsenpüree. Dazu wurde ein kleiner Baumkuchenwürfel mit Nigellasaat gereicht.

Kristina Fiand: Safari 02
Linsensalat mit Papaya 
Für den ersten Gang hatte ich mir die neue Werkreihe „Safari“ vorgenommen. Hierbei handelt es sich um kleine Holzkästen mit kleinen geschnitzten Applikationen. Das Material Holz, die Biographie der Künstler und die Naturverbundenheit versuchte ich nun mit erdigen, heimatlichen und eher einfachen Zutaten auszudrücken, diese aber gleichzeitig mit exotischeren Früchten, die in tropischen Gefilden angebaut werden, zu kombinieren. So gab es einen Linsensalat mit gebackenen Hokkaidowürfeln, Papaya und Grapefruit, dazu eine Grapefruitcreme und einige Blätter Rucola.

Kristina Fiand: Ungelegte Eier - Mit Auge
Eiweiß mit Räuchermakrele und Consommée

Eine weitere neue Werkgruppe bestand aus den „ungelegten Eiern“. Hierbei hat Kristina Fiand Gänseeier mit Wörtern und Mustern versehen und diese auf ein winziges Podest gesetzt, so dass sie aufrecht stehen. Zum Essen wurde diese Arbeit als geräuchertes Eiweiß mit Rettich auf einem mit Apfelessig gesäuerten Sellerieknollenpüree und einem Stück Räuchermakrele serviert. Jeder Gast konnte sich eine Consommée aus Schweineschulter, Hühnerschenkeln, getrockneten Chrysanthemenblüten und Shichimi Togarashi angießen.  


Ernst Groß: Fleischbeschau

Spanferkel mit dreierlei Mole
Der Hauptgang beschäftigte sich mit dem Werk Ernst Groß’. Dessen ironische, politische Themen nahmen eine ganze Wand im Ausstellungssaal ein – entschieden hatte ich mich für die Fleischbeschau. Ein Motiv, das jedem, der in einem Dorf aufgewachsen ist, bekannt sein sollte: Das Schlachten und Auseinanderbrechen eines Schweins oder einer Kuh. Diese derbe Thematik wurde als confiertes Spanferkel auf einem Blumenkohlcouscous mit schwarzen Oliven, Mandelsplittern und Rosinen umgesetzt. Außerdem reichte ich drei unterschiedliche Mole-Variantionen: eine scharfe Mandelmole, eine süßliche Kumin-Rosinen-Tomatillo-Version und eine säuerliche Tamarindensauce.
Das Dessert nahm dann sehr verspielt die „Desperate Housewives“ von Leon Fiand aufs Korn. Ich dachte mir, dass eine „verzweifelte Hausfrau“ für jeden Fall vorbereitet ist, und kredenzte eine Nachspreise, die „jedem gefallen“, also aus mehreren unterschiedlichen Komponenten bestehen würde. Daraus geworden sind eine gepresste Apfelterrine, ein gesalzenes Karamelleis mit Bourbon und Schokosauce, kandierte Pecannuss und ein Haferflockenplätzchen mit herbstlichen Gewürzen.

Apfelterrine mit Anzacplätzchen und Eiscreme
Bevor die Gäste (und wir) langsam nach Hause wankten, wurde noch eine Schichtpraline serviert, die aus Pistazienmarzipan, Nougat mit gerösteten Haselnüssen und einer Valrhona-Schokoladenganache bestand und an eine Mozartkugel erinnerte.


Sonntag, 28. August 2016

Nach langer Sommerpause melde ich mich mit einem neuen Termin für ein Performance Dinner zurück!

Am Samstag, dem 24. September 2016, wird es um 19.30 Uhr im Stadthaus am Dom ein Essen zur Ausstellung „Karmakonto“ geben. Das Menü ist den Werken der Künstlerfamilie Fiand/Groß gewidmet.

In der Künstlerfamilie Kristina, Hannah und Leon Fiand sowie Ernst Groß beschäftigen sich alle mit dem Werkstoff Holz, das mit den klassischen Bildhauerwerkzeugen Kettensäge und Schnitzmesser bearbeitet und bemalt wird. Mit großer Liebe und Verständnis für das Material erschaffen die Bildhauer ihre Figuren als Stelen und Skulpturen sowie massive Reliefs. Jeder mit seinen eigen Ideen und eigenen bildnerischem Ausdruck. 

Basierend auf den Arbeiten der Künstlerfamilie wird im Stadthaus am Dom ein herbstliches Vier-Gänge-Menü zubereitet. Das Dinner greift die Naturverbundenheit des Werkstoffs Holz auf und setzt diese mit Zutaten aus heimischen Gärten um. Gleichzeitig werden die in der berühmten Werkreihe der Edekafrauen dargestellten Nahrungsmittel kulinarisch umgesetzt.
Kristina Fiand wird anwesend sein und Ihr Buchprojekt zu den Edekafrauen vorstellen.

Das Dinner ist nicht vegetarisch.

Die Teilnehmerzahl ist auf 18 Personen begrenzt.

Der Preis liegt bei € 75,- pro Person (inkl. aller Getränke).


Anmeldung unter: info@rolfcooks.com 



Mittwoch, 22. Juni 2016

Elvira Bach Performance Dinner

Vor der Sommerpause gab es am vergangenen Samstag ein neues Performance Dinner zur Berliner Malerin Elvira Bach.

Die Performance Dinner-Tafel
Bach wurde 1951 in Neuenhain geboren, und die Galerie am Dom widmet ihr nun zum 65. Geburtstag eine große Ausstellung in Kelkheim.
Nach einer unbeschwerten Kindheit in einem Obstbaubetrieb erkundete Bach mit ihrer Zwillingsschwester Ingrid die Welt, damals noch etwas vorsichtiger und schüchterner als ihre etwa 30 Minuten ältere Schwester.
Mit einer gehörigen Portion Mut und etwas Naivität bewarb sie sich nach einer Lehre an der Glasfachschule Hadamar an der HDK in Berlin für den Malereikurs und wurde angenommen. Ins wilde Studentenleben taumelnd, genoss sie die Großstadt; sie machte viel Party, knüpfte Kontakte, arbeitete am Theater und malte, malte, malte.
Die ersten Bilder wurden, wie auch bei anderen Mitgliedern der „Neuen Wilden“, in leerstehenden Ladenflächen und Ähnlichem ausgestellt.  Es folgten schon bald eine Teilnahme an der documenta sowie weiteren weltweit angesehenen Ausstellungen. Bach wird zwar als Mitglied dieser Gruppe genannt, doch betont sie vehement, dass sie im tiefsten Herzen eine Einzelgängerin sei!
Während eines ihrer künstlerischen Aufenthalte im Ausland lernte sie ihren zukünftigen Mann kennen, der aus dem Senegal stammte. Er kam mit nach Berlin, und schon bald stellte sich der erste Nachwuchs ein.
Hin- und hergerissen zwischen dem Leben als Künstlerin und den Pflichten einer Mutter, beschloss Bach, eine (männliche) Nanny anzuheuern. Trotzdem konnte sie nun natürlich nicht mehr allzu viel Party in der Nacht machen, zumal sie intensiv an einem Küchendiva betitelten Werkkomplex arbeitete. Hierin verband sie alle Elemente des häuslichen Alltags und des Mutterseins, bestand aber zugleich darauf, nicht als graues Mäuschen abgestempelt zu werden und ein Dasein als Heimchen am Herd zu fristen. Daher zeigen ihre Porträts Frauen, die trotz aller Arbeit mit Lippenstift, High Heels, Prosecco und guter Laune durchs Leben gehen.

Und mit solchen Gefühlen starteten wir auch ins Performance Dinner.

© Elvira Bach: Grüße an Chardin

Mit einem Cocktail aus Lillet Blanc, Pfirsichlikör, Orangenbitter und Prosecco begann der Abend. Dazu gab es ein Kartoffelbrot mit einer Fischrogen-Zitronenbutter.

Grüße an Charin-Cocktail

Kartoffelbrot

Fischrogenbutter

Der Gruß aus der Küche bestand aus einem Citrusgranita mit Jakobsmuschel und in Jasmintee eingelegten Radieschen.

© Elvira Bach: o.T. (Frau mit Radieschen)

Citrusgranita, Radieschen und Jakobsmuschel

Die Vorspeise war ein Erdbeersalat mit gegrillter und sauer eingelegter Gurke sowie Parmesan, Pistazien und Balsamico.

© Elvira Bach: Zur Zeit der Erdbeerernte geboren

Erdbeersalat mit Gurke

Der nächste Gang bestand aus einer Hafermilchcreme, die wir mit gebratenen Mu-Errs, Spargelconfit und roh geraspeltem Spargel servierten.

Beim Erläutern des nächsten Ganges

Spargel mit Mu-Err und Hafercreme

Das Hauptgericht war an diesem Abend ein in Bockshornklee mariniertes Stück Huhn mit weißer Süßkartoffel aus der Salzkruste und einer Matetee-Hollandaise.


©Elvira Bach: Kartoffelschälerin

Grillhuhn mit Süßkartoffel und Matetee-Hollandaise

Als süßes Finale servierten wir ein Nougattörtchen mit Kumquats und Sauerkirschgelee.

©Elvira Bach: Bin ich schön

Nougattörtchen mit Kirschen und Kumquats

Und das Petit Four stellte das aktuelle Selbstporträt aus dem Jahr 2015 nach, auf dem die Künstlerin hinter großen Sonnenbrillengläser zu sehen ist und eine Batterie an Gläsern vor sich stehen hat. Kulinarisch umgesetzt wurde dies durch einen Zartbitter-Cassis-Trüffel.

© Elvira Bach: Selbst