Dienstag, 27. September 2011

La Vida Frida

Frida Kahlo zählt wohl zu den berühmtesten Künstlerinnen der Welt. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mich ihrer annahm und ein Performance-Dinner zu ihren Ehren ausrichtete.

Ein schweres Busunglück im Alter von 18 Jahren ließ Frida Kahlo monatelang bettlägerig und fast verkrüppelt zurück. Kaum einer glaubte daran, dass sie jemals wieder laufen könnte. Doch ihr ungebändigter Wille zu leben und vor allem das Malen ließen sie diese schwere Zeit hinter sich bringen.

Auch die Heirat mit dem damals schon berühmten Maler Diego Rivera war nicht immer einfach. So musste sich Frida mit Diegos Exfrau herumschlagen, die sich herausnahm, nach wie vor für ihn zu kochen. Doch schon bald wurden die ungleichen Frauen zu Freundinnen.

Da man Fridas Talent damals noch nicht erkannt hatte, war die Kasse meistens leer, und es gab wenig zu essen. Doch sobald ein Bild verkauft war, nutzte sie ihr Entgelt dafür, ein großes Fest auszurichten, bei dem es einfaches Essen gab und Bier und Tequila im Überfluss.

In manchen Aufzeichnungen kann man erkennen, dass Kahlo keine große Esserin war, und auch Schwierigkeiten hatte, größere Mengen zu sich zu nehmen. Das hing sicherlich auch damit zusammen, dass sie so oft Stützkorsetts wegen ihres Rückens tragen musste. Sie sagte aber immer, dass sie sich Mühe gibt zu essen, ihr es aber vor allem darauf ankomme, Lebensfreude zu geben und auch zu genießen.

Ihre Selbstportraits zeigen oft den zerschundenen Körper der Künstlerin und strahlen eine gewisse Morbidität aus. In den Stillleben, die sie in späteren Jahren immer öfter malte, sieht man zwar keine zerschundenen Körper; doch spielt Kahlo stattdessen mit aufgeschnittenen Früchten, die an Genitalien erinnern, und mit Früchten, die teilweise schon am Verrotten sind. Für mein Essen suchte ich mir die Bilder „Früchte der Erde“ und „Die Braut erschrickt vor dem Leben, das offen vor ihr liegt“ aus.

Diese Stillleben, aber auch das Buch von Guadalupe Rivera über die Fiestas der Frida Kahlo inspirierten mich zu meinem eigenen Kahlo-Abend, bei dem es - anders als bei Frida - keine Saufgelage gab und auch nicht das halbe Dorf eingeladen war.

Wieder einmal richtete ich ein Performance-Dinner für eine kleine Gruppe von neun Personen aus. Es gab eine Auswahl feiner Weine aus der Weinrebe am Lindenplatz und folgende Speisen:



Als Amuse Bouche servierte ich Chicharròn (frittierte Schweineschwarte mit Orangenschale und Fenchelsaat) auf Guacamole.




Dies wurde gefolgt von einer samtigen Maissuppe mit einer Pimento-Creme.


Als Zwischengang gab’s eine Ceviche vom Wolfsbarsch mit Kokosnuss (frisch und mit Kokosmilch), leicht pikant durch eine homöopathische Menge an Habanero-Chili.


Der Hauptgang bestand aus einer Mole Poblano, ganz traditionell mit Ancho-, Pasilla- und Mulatto-Chilis zubereitet; dazu kleine Maisküchlein mit Schwarzkümmel, marinierte und sehr saftige Putenbrust sowie würziger Spinat, der mit der eingekochten Fleischmarinade gewürzt worden war.


Das Dessert war angeregt durch einen Caramel-Flan, wurde aber in Form eines getrockneten Karamels präsentiert, der seinen Ursprung in der Molekulargastronomie fand und durch den Zusatz von Maltodextrin zu einem trockenem Puder verarbeitet worden war. Dazu gab es ein fruchtig-frisches Mangosorbet mit Limettenschale.



Nach lustiger Unterhaltung beschloss eine Kokos-Maracuja-Praline auf Wasser-Ganache-Basis als Betthupferl den Abend.

Montag, 26. September 2011

Noa Noa Nibbles


Franziska, die Besitzerin des Gießener Noa Noa-Ladens, war Gast bei meinem allerersten Performance-Dinner in der Kunsthalle Gießen. Kurze Zeit später fragte sie mich, ob ich denn nicht auch für ihr Geschäftsjubiläum kochen könnte.

Diese Herausforderung nahm ich gerne an und bereitete Fingerfood für 50 Personen vor:

Es gab ein Kartoffelbrot mit einem orientalisch angehauchten Butteraufstrich aus Kumin, Koriander, Petersilie und Sumak.

Außerdem buk ich ein weiteres Kartoffelbrot mit Sauerteig, gerösteten Kartoffelwürfeln, Schwarzkümmel und Rosmarin, das ich einfach dick mit Butter bestrichen und mit Schwarzkümmel bestreut servierte.

Aus selbst gemachtem Blätterteig formte ich Cheddar-Kümmelstangen.

Ein asiatisches Element der Tafel bestand aus Reisrollen, die mit einer Füllung aus mariniertem Tofu, gebratenen Champignons, Frühlingszwiebeln, Chili und Koriander aufwarteten.

Ein besonderer Leckerbissen waren Mini-Tartelettes mit einer süß-sauren Füllung aus Karotte und Kürbis mit Ziegenkäse.

Des Weiteren gab es kleine Hackbällchen aus Putenbrust und geröstetem Mais mit einer Paprikasauce sowie knusprig-klebrige Mandeln mit Ahornsirup und Ras-el-Hanout.

Wer sich hier durchgegessen hatte, konnte sich noch an dem gerösteten Haselnuss-Espresso-Kuchen gütlich tun.

Hier noch ein paar Eindrücke des Tages!

Haselnuß-Espresso-Kuchen

Kürbis-Karotten-Tartelettes

Sticky Almonds

Putenhackbällchen

Kartoffelbrot mit orientalischer Butter

Reisrollen




Pivo unterm Tisch

Sonntag, 4. September 2011

Der dritte Streich - Impressionen zu "East Meets West"

Die Performance-Dinner-Reihe neigt sich ihrem Ende entgegen. Die Rezepte sind zum dritten Mal verfeinert worden, der Tisch ist in der Kunsthalle Gießen aufgebaut. Nebenan im Konzertsaal finden die Proben für ein Big Band-Konzert statt, das eine Stunde nach Dinnerbeginn startet.

Für mich bekannte Gesichter, aber auch einige unbekannte kommen um 18.40 Uhr in die Kunsthalle und schauen sich um. Anfangs ist die Stimmung – wie meist zu Beginn –zurückhaltend; die Gäste bleiben zunächst etwas auf Distanz, zeigen jedoch auch Neugierde.

Ich berichte den Teilnehmern über die Tradition der Guerilla-Restaurants und meine Weiterentwicklung dieser Idee: Ein Künstler kocht zu einem speziellen Kunstbereich und kredenzt ein Vier-Gänge-Dinner. Es gibt also kein Essen à la carte, vielmehr wird gegessen, „was auf den Tisch kommt“. Die Guerilla-Restaurants servieren meist in den Privaträumen des jeweiligen Kochs, hier jedoch findet das Dinner in der Kunsthalle Gießen und um sie herum statt.

Schon nach der kurzen Intro und einer kurzen Pause vor dem ersten Gang hat sich die Stimmung sichtlich aufgelockert. Geholfen hat sicherlich auch der Prosecco gefolgt vom Weißwein, den es zur California Roll my way gibt. Mein Weinhändler von der Weinrebe am Lindenplatz in Gießen ist auch unter den Teilnehmern und scheint den Abend sichtlich zu genießen.

Weitere Gäste sind ein renommierter forensischer Psychiater, eine Dame aus dem Stadttheater, eine weitere aus dem Geschichtsbereich der Universität und so fort.

Hier nun einige Bild-Impressionen des letzten Abends der „East Meets West“-Reihe in der Kunsthalle Gießen.


Der Künstler beim Servieren


Erklärung zur Installation "Weltreise"

Der erste Gang: California Roll, my way

Der Hauptgang: Pochiertes Rindsfilet

Die Teilnehmer vor Masuyamas "Blumenwiese"

Kurz vor dem Dessert

New York Cheesecake vor Masuyamas Holzkugel "O"

Weitere Eindrücke




Wir trinken auf den gelungenen Abend