Montag, 19. Dezember 2016

James Rizzi "My New York City" Performance Dinner

So viel ist in den letzten Wochen passiert – die Auszeichnung der Kultur- und Kreativpiloten brachte mich nach Berlin. Diverse Zeitungsartikel folgten und an Aufträgen für 2017 sind schon einige Eisen im Feuer.
Außerdem gab es eine Premiere: An den beiden vergangenen Samstagen fand erstmals ein Performance Dinner in der Stadtgalerie von Bad Soden statt. Der Künstler, der dort von der Galerie am Dom ausgestellt wird, ist kein geringerer als der leider viel zu früh verstorbene James Rizzi. Vor allem seine 3D-Grafiken erfreuen sich großer Beliebtheit bei Jung und Alt. Der kindlich-naive Malstil, das wilde Treiben der Wuselbilder drückt exzellent das Großstadtleben der Metropole New York aus, in der Rizzi geboren wurde und auch verstorben ist.
In Anbetracht der Jahreszeit kamen neben den amerikanischen auch ein paar weihnachtliche Elemente hinzu. So kredenzte ich zu Beginn des Abends inmitten der Bilder zunächst einen Advents-Punsch mit Rum, Pfirsichlikör, Earl Grey sowie einem Würzsirup mit Zimt, Sternanis und Nelke. Dieser Starter basierte auf dem mittlerweile schon vergriffenen Rizzi-Unikat „It’s a Party“. Dazu reichte ich eine kleine Portion Popcorn, das mit Zimt, Kumin und Koriander sowie Parmesan gewürzt war.

© James Rizzi: It's a Party 
Weihnachtspunsch
Der Gruß aus der Küche bestand aus einem geeisten Karottenlollipop, der mit gepufftem Buchzweizen, Frühlingszwiebel und Garam Masala verfeinert war und eine Referenz an das Bild "Lollypop Kids" darstellte.

© Brigitte Kramer für das Höchster Kreisblatt 
© James Rizzi:Lollypop Kids 
Der erste „richtige“ Gang beschäftigte sich mit dem Werk „School Daze“, das eine Schulszene darstellt. Passend zu dem Pop Art-Titanen Andy Warhol, dessen Werke von der Galerie am Dom auch schon einmal in Verbindung mit Rizzis Arbeiten gezeigt worden sind, musste ich an Campbells Tomatensuppe denken und daran, dass Kinder nach der Schule in Amerika als Snack einen Teller dieser Suppe mit einem gegrillten Käsesandwich serviert bekommen. Das setzte ich um als eine klare Tomatenbrühe, in der geschälte mehrfarbige Cocktailtomaten schwammen; dazu gab es ein gegrilltes Briochesandwich mit würzigem Cheddar.

© James Rizzi:School Daze 
Die geschälten Tomaten warten auf die Brühe
Seit Rizzis plötzlichem Tod an Weihnachten 2011 sorgt sein Management dafür, dass die bereits fertig gestellten Zeichnungen von seinem Mitarbeiter-Team weiterproduziert und auf den Markt gebracht werden. Daher existiert in der Ausstellung ein Raum mit neuen Pigmentdrucken auf Leinwand. Hier findet man auch die Arbeit „Kissie Fishie“, die Pate für den Fischgang stand. In diesem küssten sich nicht zwei Fische, sondern es trafen sich Kabeljau und Garnelen als Fischterrine mit gebratenen Krustentieren und einem dick eingekochten Krustentierfond mit Sahne und Pernod.

© James Rizzi:Kissie Fishie 

Kabeljauterrine mit Garnelen
Auch der Hauptgang beschäftigte sich mit einer Leinwandarbeit. Die berühmten Rizzi Birds, die der Künstler auch so gerne bei Signierstunden auf Plakate und in Bücher in Windeszeile zeichnete, tauchen immer wieder in Rizzis Werk auf.  Diese Referenz verarbeitete ich zu dem ultimativen New Yorker Fastfood-Gang – allerdings viel köstlicher, als jede Schnellimbisskette das machen könnte. Es gab ein deep fried chicken, mariniert in Zwiebeln, Milch und Ketchup, dazu eine Scheibe Eisbergsalat mit Staudensellerie, Radieschen, Bacon und Roquefort sowie einem wunderbar sämigen Buttermilch-Mayonnaise-Dressing.

© James Rizzi:Birds of a Beautiful Color 
Frittiertes Huhn mit Eisbergsalat
Die Stimmung an beiden Abenden war richtig ausgelassen, und sehr schnell gab es wieder tischübergreifende Gespräche über die Kunst, das Leben, Weihnachten usw.

© James Rizzi: Christmas with the Family 
Das süße Finale basierte auf dem Werk „Christmas with the Family“. Hier servierte ich ein Gingerbread mit Rumcreme und Schokolade, dazu eine in Ingwer pochierte Birne und Granatapfelkerne. Auch die Birnen hat Rizzi gerne in seinem Werk vorkommen lassen (siehe „A Pair of Pears“).

Gingerbread mit Rumcreme und pochierte Birne
© James Rizzi:A Pair of Pears 
Und anstelle des bekannten Schokotrüffels rundete dieses mal ein sehr amerikanischer Marshmallow mit Cranberry das gelungene Menü ab.

Craberry-Marshmallow
Wenn 2017 mit ähnlich herausragendem Essen beginnt, dann kann nichts mehr schief gehen!

Ich wünsche allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr – auf dass wir uns mit großem Appetit wieder in 2017 treffen!

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Kreativpilot 2016



Ein großes Danke schön an das u-Institut für diese wunderbare Auszeichnung - ich fühle mich sehr geehrt und freue mich auf neue Herausforderungen!



Donnerstag, 1. Dezember 2016

Zweiter Termin für James Rizzi-Performance Dinner




Das nächste Performance Dinner wird Samstag, den 17. Dezember 2016 um 19.30 Uhr in Bad Soden (Taunus) stattfinden. Das Menü ist anlässlich der Ausstellung „My New York City“ den Werken des Künstlers James Rizzi gewidmet.

Basierend auf den Arbeiten des Künstlers wird in der Stadtgalerie im Badehaus (Alter Kurpark) Bad Soden ein farbenfrohes Vier-Gänge-Menü zubereitet. Das Dinner bedient sich dabei der bunten Bildsprache des Künstlers. Ferner wird besonders Bezug auf New York und seine multikulturellen Einflüsse genommen, aber - passend zur Jahreszeit - auch auf weihnachtliche Elemente!

Das Dinner ist nicht vegetarisch.

Die Teilnehmerzahl ist auf 18 Personen begrenzt.

Der Preis liegt bei € 75,- pro Person (inkl. aller Getränke).


Anmeldung unter: info@rolfcooks.com 

Über das Performance Dinner


When is food art?
Always, if the person eating or cooking it or serving it allows it to be in their 
mind.
Todd Selby und Grant Achatz im Gespräch: Edible Selby

Ein Leben ohne Kunst, Essen und Kochen ist möglich, aber sinnlos. Die Freude, die ein jeder dieser Aspekte geben kann – sei es für einen selbst oder gemeinsam mit Freunden und Familie – ist mit nichts anderem vergleichbar. Die Beschäftigung mit Kunst schärft den Geist und lässt den Zuschauer auf eine gedankliche Reise durch Zeit und Raum wandern: Was hat sich der Künstler /die Künstlerin dabei gedacht, was löst das Werk in einem selbst aus, was hätte man selbst vielleicht anders gemacht ... Genauso verhält es sich auch mit Essen und Kochen. Man ist neugierig, probiert Neues aus, kocht aber auch immer wieder seine Leibspeisen, ändert diese leicht ab, lernt durch neue Rezepte hinzu und eignet sich neue Ideen an. Wie schon im oben angeführten Zitat zum Ausdruck gebracht, sind Essen und Kochen eine Kunstform, wenn man sich gedanklich darauf einlässt und der künstlerisch-kulinarischen Fantasie keine Grenzen setzt. Alles kann zur Inspiration werden und Kunst, Essen und Kochen einen gemeinsamen Nenner geben: Genuss!
Meine Performance Dinner entstanden ab 2010 als neuer Aspekt der Eat Art. Zeitgleich mit dem Beginn der Performance Dinner-Reihe setzte der Boom der Guerilla-Restaurants ein. Diese wurden meist von freischaffenden Personen aus dem Kunstbereich organisiert, die ihre Ateliers oder Wohnzimmer einmal in der Woche zu Restaurants mutieren ließen. Obwohl ich die Idee spannend fand, an einem fremden Ort zu essen, wurde in den Guerilla-Restaurants doch fast stets nur gut gemachte Hausmannskost aufgetischt. Genauso wie bei Daniel Spoerri, dem Erfinder der Eat Art, standen eher das außergewöhnliche Event sowie das Zusammentreffen fremder Personen im Vordergrund. Obwohl dies auch für mich die Hauptdarsteller waren, wollte ich noch zwei weitere Ebenen hineinweben: die der „feineren“ Speisen und die der Kunst!
Zwei Künstler beeinflussten die Weiterentwicklung meiner Performance Dinner in den folgenden Jahren: der Amerikaner Gordon Matta-Clark und der Taiwanese Rirkrit Tiravanija. Der Architekt und Künstler Matta-Clark betrieb mit seiner Partnerin und weiteren Helfern Anfang der 1970er Jahre ein Restaurant in New York. Dieses war darauf ausgelegt, dass Freunde und Bekannte beim Kochen mithalfen oder gar für eine gewisse Zeit die Chefposition einnahmen (und dafür die Erlöse des Restaurants erhielten). Tiravanija auf der anderen Seite ist ein Peformance Künstler par excellence, der in den 1990er Jahren mit seinen Thai Green Curry-Performances bekannt wurde. Hierbei erhielt er von Galerien Zugang zu Ausstellungsräumen, aber statt Gemälden, Skulpturen oder anderen Arbeiten stellte er Tische, Kochzutaten und Rezepte aus. Er bereitete mit den Gästen ein Curry zu, das sie gemeinsam verzehrten und dabei über Gott und die Welt – inklusive Kochen und Kunst – sprachen. Auch bei meinen Performance Dinners steht der Kontakt zwischen den Menschen, die gemeinsam kochen und essen, im Vordergrund. Dabei werden Speisen serviert, deren Kreation von Künstlern und ihren Werken beinflusst wurde, aber auch biografische Elemente mit einbeziehen.  Da wären zum Beispiel die Radieschen die man öfters als Bildelement in Elvira Bachs Gemälden findet, die ich als Dessert mit Rührkuchen und Marzipan nachstelle, oder ein Schokoladendessert mit Avocado und Limette, welches optisch und farblich ein Otto Piene Rauchbild widerspiegelt.

Die Performance Dinner finden an „essfremden“ Orten statt, nämlich in Museen und Galerien. Dort gibt es meist keine Küchen – wenn man Glück hat, steht aber immerhin ein Kühlschrank vor Ort und ein Spülbecken. Ich koche also auf kleinen Flächen, rücke mit Koch- und Warmhalteplatten an, habe zwei Tische, die zum Anrichten herhalten müssen und viele Bananenkisten zum Verstauen. Seit sechs Jahren veranstalte ich nun eigene Performance Dinner – vom ersten als museumspädagogischem Begleitprogramm zur Ausstellung Manna von Rosa Loy bis zum letzten über Pop Art, Lori Hersberger, David Lynch, Picasso u.v.a. –, von denen nun erstmals ausgewählte Rezepte von sechs Performances erscheinen und Lust machen sollen, Kunst kulinarisch zu erfahren. Den einzelnen Rezepten sind jeweils Biografien der Küstler und Künstlerinnen vorangestellt, die als Inspirationsquelle gewirkt haben, um die Verbindung zwischen ihnen und den von mir entwickelten Speisen zu veranschaulichen. Es ist genau diese Verbindung aus fremder Kunst, einer zusammengewürfelten Gruppe an interessierten Menschen, küchenfernen Ess-Orten und spannenden Gerichten, die die Performance Dinner zu einem vielfältigen und spannenden Projekt machen.