Montag, 25. Juni 2012

Die neuen Termine


mære deluxe-Performance-Dinner

zur kommenden Ausstellung Bildillustrationen von Renate Seelig im Oberhessischen Museum Gießen!

Die Daten für das Performance-Dinner sind:

Sa, 21. Juli und
Sa, 28. Juli 2012

Beginn ist jeweils um 19 Uhr.

Es wird ein Vier-Gänge-Menü für 60,- € geben (inkl. Getränke, Amuse Bouche und Petit Fours). Das Menü ist nicht vegetarisch. Die Teilnehmerzahl ist auf 12 Personen je Abend begrenzt.
Anmeldung über rb@rolf-baltromejus.com

Fluss mit Flair



Die Wettervorhersage verhieß nichts Gutes. Doch bis zum frühen Nachmittag blieben wir zum Glück vom Regen verschont.
Gegen zehn Uhr bauten wir einen Tisch auf, legten ein weißes Tuch darüber und klebten eine Auswahl an Bildern der vergangenen Performance-Dinners darauf. Kurz darauf schnitten wir die Kuchen in Petit-Fours-große Ecken und richteten sie auf weißen Tellern an.
Thema von Fluss mit Flair war dieses Jahr „weniger ist mehr“. Als Grundlage für meine Arbeit wählte ich daher das Werk eines amerikanischen Minimalisten: Donald Judd, dessen Arbeiten von mir in Süßwaren umgesetzt wurden. Da viele Arbeiten Judds von greller Farbe sind, versah ich verschiedene Blechkuchen mit knallbuntem Zuckerguss.
Es gab einen Battenberg Cake, italienisch angehauchten Karottenkuchen mit gerösteten Pinienkernen und Rumrosinen, Blondies, die hauptsächlich aus Butter, Eiern und weißer Schokolade bestanden, und einen Gewürzkuchen mit ganzer Kümmel-, Koriander-, Anis-, und Kreuzkümmelsaat.
Viele Gäste waren irritiert, sogar fast verängstigt oder abgestoßen durch die grellen Farben des Gusses, doch die meisten waren mutig genug, den Kuchen zu probieren. Und siehe da: es schmeckte ihnen allen sehr gut! 



Montag, 11. Juni 2012

Von der Rolle I

Wenn ich mich nicht verzählt habe, dann ist dies das fünfundzwanzigste Performance-Dinner und demnach ein kleiner Grund zum Feiern.
Als die erste Installation mit Dinnerbezug als Abschlussarbeit meines Foundation-Kurses im Londoner Central Saint Martin’s College aufgebaut wurde, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass einmal eine so köstliche und vergängliche Aktionsreihe daraus entstehen würde. Basierend auf dem Kannibalenfall von Rothenburg entwickelte ich eine Arbeit zu Ehren von Armin Meiwes, die nichts mit den herrlichen Gerichten, die es seit einem Jahr bei den Dinnern gibt, gemein hat. Damals entstand ein gedeckter Tisch mit kleinen Skulpturen aus Salzteig, Latexobjekten und einer mit Genitalien bedruckten Tischdecke.
Etwa fünf Jahre später, als ich bereits einen Masterstudiengang in Berlin belegte, hatte ich die Möglichkeit, ein Interview mit den amerikanischen Performance-Künstlerinnen Annie Sprinkle und Beth Stephens zu führen. Da mir die Arbeit letztendlich zu unkritisch erschien, lud ich meine Tutorengruppe zu einem Dinner ein, das Motive der Werke beider Künstlerinnen aufgriff. Das „lobhudelnde“ Video war lediglich auf der Gästetoilette in kleinen Schnipseln zu betrachten.
Dies war der Grundstein des Performance-Dinners. Es folgte ein Abend in den Galerieräumen eines befreundeten kanadischen Künstlers, bei dem ich das Essen entwickelte und auch teilweise kochte. Die Hauptarbeit wurde damals aber von dem Mann einer guten Freundin erledigt, der ausgebildeter Koch ist. Ich konnte also bei den Gästen sitzen und ihnen meine Gedankengänge zu den einzelnen Gängen mitteilen. Thema des Abends waren meine „Musen“;  Künstlerinnen aus dem Performancebereich, die mich inspirieren. (Mit dieser Arbeit begann auch damals die Arbeit an diesem Blog.)
Es verging ein weiteres halbes Jahr bis das Performance-Dinner seine richtigen Züge annahm und so vonstatten ging, wie es Leute aus dem Giessener Umkreis nun schon kennen.
Ich verortete meine Arbeit zwischen Daniel Spoerri, dem Erfinder der Eat-Art und dem thailändischen Künstler Rirkrit Tiravanija, auf den mich meine Dozentin Heike-Karin Föll aufmerksam machte. Während Tiravanija vor allem durch seine Green Curry-Performances in den 90ern berühmt wurde, bei denen er in Galerieräumen die Zutaten für ein Curry bereitstellte und mit vielen Leuten zusammen kochte, führte Spoerri zeitweise ein eigenes Restaurant, in dem er vor allem Innereien anbot. Während dieser Zeit entstanden auch viele seiner berühmten Fallenbilder, bei denen die Reste eines Essgelages auf den Tisch befestigt wurden, um dann an die Wand gehängt zu werden. Natürlich gibt es noch viele weitere Bezugspunkte für mich und meine Arbeit, doch diese beiden sind die wichtigsten.

Kommen wir nach diesem Exkurs zum ersten Abend Von der Rolle, der sich mit der asiatischen Herkunft der Künstlerin beschäftigt. Die meist aus vielen kleinen Einzelteilen bestehenden Skulpturen und die Verwendung von Papier und Karton, die oft gerollt und gewickelt daherkommen, inspirierten mich zu dem folgenden Menü:



Die gedeckte Tafel im Ausstellungsraum




Amuse Bouche: Wassermelonentatar mit Melonensorbet und Koriandersauce


Blick durch einen Objekt-Kasten


Flusskrebsschwänze in Senfdressing mit Gurkengel


Räucherfischmousse in Radieschenscheiben mit einem Meerrettichei


Roastbeef mit Kohlrabi, Nashi, Sojacreme und Limettenzucker


Lychee-Jelly mit Matcha-Crème Anglaise


Kardamomhippe mit Orangenfüllung

Bella Italia - Ein Performance-Dinner zu Ehren von Sophia Loren & Isabella Rossellini


Eine reine Frauengruppe lud mich ein, sie performativ zu bekochen. Ich ließ ihnen die Entscheidung zwischen Daniel Spoerri oder Sophia Loren/Isabella Rossellini als Themenschwerpunkte. Die Damen entschieden sich für den italienischen Abend. Loren, die selbst zwei Kochbücher verfasst hatte und sich demnach hoffentlich gut in der Küche auskennt, nahm ich als Element der bodenständigen Küche. Obwohl der Star mittlerweile mehr „plastic-fantastic“ daher kommt, nahm ich Bezug auf ihre Herkunft und reflektierte dies in einfachen italienischen Gerichten wie Panzanella oder durch Verwendung von dicken Bohnen. Rossellini dagegen wurde in eine privilegierte Familie hineingeboren und stand daher für Zutaten wie Taubenbrust und Feigen.

Hier sind die Bilder des Menüs:



Dies ist ein Kurkuma-Weißbrot mit Olivenöl. Es hat eine wunderbare Krume und erinnert an ein Ciabatta.


Vorbereitungen zu Beginn des Abends: Dicke Bohnen mit Spargelhobeln in einer zitronigen Emulsion.


Das Amuse Bouche: Olivenöl-Granita mit Ei, Zitronenthymian und einer Balsamicohippe


Dieser Parmesanflan mit Anchoïade und dem vorher beschriebenen Salat gab es als Vorspeise.


Thunfischravioli - gefüllt mit Panzanella; dazu die einzelnen Komponenten des Salats als knusprige Variante dazu.



Cassata Siciliana Deconstructed: Ricottacreme mit kandierten Früchten, gebrannten Pistazien, Pistazienkuchen und - eis. 


Und zum Espresso eine kleine Kugel aus Orangen- und Zitronenschale in Bitterschokolade.